Die Prüfung der Seele: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Mysteriendramen
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|'''Philia'''
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|'''Astrid'''
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| colspan="6" |''die geistige Wesenheit, welche die Verbindung'' ''der Seelenkräfte mit dem Kosmos hemmt; in "Der Seelen Erwachen" erweist sie sich als die Trägerin des Elementes der Liebe in der Welt, welcher die geistige Persönlichkeit angehört.''
| colspan="6" |''die geistige Wesenheit, welche die Verbindung'' ''der Seelenkräfte mit dem Kosmos hemmt; in "Der Seelen Erwachen" erweist sie sich als die Trägerin des Elementes der Liebe in der Welt, welcher die geistige Persönlichkeit angehört.''
|Christine Kowol
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|'''Die Stimme des Gewissens'''
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|'''Sechs Bauern und sechs Bäuerinnen'''
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Rosemarie Guttmann<br>Elisabeth Wagner<br>Anna Maria Jonny<br>Nikolina<br>Lucia Debruyn<br>Peter Ponta<br>Thomas Wünsch<br>Wolfgang Schaffer
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| colspan="6" |''derselben Brüderschaft; in der "Pforte der Einweihung" Theodosius genannt,  in den folgenden Dramen Albert Torquatus''
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| colspan="6" |''genannt Cilli, Kühnes Pflegetochter, vorige Inkarnation der Theodora in der "Pforte der Einweihung"'' '' ''
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|'''Romanus'''

Version vom 31. August 2023, 07:13 Uhr

< Die Pforte der Einweihung    Der Hüter der Schwelle >

Szenisches Lebensbild als Nachspiel zur «Pforte der Einweihung»

Die Prüfung der Seele ist das zweite von Rudolf Steiner verfasste Mysteriendrama. Die Uraufführung fand am 17. August 1911 im Gärtnerplatz-Theater in München statt.

Die Prüfung der Seele (Programmheft 2012, PDF)

«Die Kinder der Liebe»

Die Prüfung der Seele (Programmfolder 2012)

Einzelne Motive aus den Szenen der Rückschau ins Mittelalter hat Rudolf Steiner dem 1870 erschienenen Roman von Karl Ivelin «Die Kinder der Liebe» entnommen. Jürg-Hinrich Volkmann schreibt dazu in seiner in Das Goetheanum veröffentlichten Rezension zur Neuauflage dieses Buches:

„«Die Kinder der Liebe» im Roman von Karl Ivelin sind ein junger Bergwerksmeister bei Bernstein im Burgenland und seine Braut. Die Verschlingungen des Schicksals führen dazu, daß beide erfahren müssen, nicht leibliche Kinder ihrer Eltern zu sein. Im 14. wie im 19. Jahrhundert ein schrecklicher Makel. Anders als im Drama ist nur der Vater der jungen Frau ein Tempelritter, der Heirat steht nach allen Verwicklungen schlußendlich nichts im Wege, und der Templerpräzeptor ist reich genug (!), für eine anständige Mitgift zu sorgen. Auch sonst gibt es erhebliche Unterschiede zu Rudolf Steiners Mysteriendrama: Von einer «Vorlage» für die Handlung kann nicht die Rede sein. Aber es finden sich manche Motive, die Rudolf Steiner angeregt haben, das Geschehen in die Gegend um Bernstein und Lockenhaus zu verlegen. Sogar der jüdische Arzt und Helfer tritt auf und bedarf auch des Schutzes gegen die vom Ortspfarrer aufgehetzten Landleute. Die Templer sind dazu weniger geeignet: Sie werden eher als Raubritter und Schürzenjäger geschildert und haben die Bergwerke längst verkauft. Aber am Ende wird doch berichtet, daß der Orden früher segensreich und bedeutend war, und die Fassung der Sage vom Untergang der Templer in Lockenhaus ist plausibler als die von der Eszterhazyschen Verwaltung überlieferte.“ (Lit.: Volkmann, S 568)

Personen, Gestalten und Vorgänge

Die geistigen und seelischen Erlebnisse der Menschen, welche in dieser „Prüfung der Seele“ gebildet sind, stellen eine Fortsetzung derjenigen dar, welche in dem früher von mir erschienenen Lebensbilde „Die Pforte der Einweihung“ vorgeführt worden sind.

Professor Capesius     Ernst Horvath
Benedictus Hierophant des Sonnentempels   Willi Grass
Philia die geistigen Wesenheiten, welche die Verbindung der menschlichen Seelenkräfte mit dem Kosmos vermitteln; nicht allegorisch, sondern so, wie sie für die geistige Erkenntnis Realität sind. Rosemarie Guttmann

Anna Maria Jonny

Astrid Elisabeth Wagner
Luna Nikolina
Die andre Philia die geistige Wesenheit, welche die Verbindung der Seelenkräfte mit dem Kosmos hemmt; in "Der Seelen Erwachen" erweist sie sich als die Trägerin des Elementes der Liebe in der Welt, welcher die geistige Persönlichkeit angehört. Christine Kowol

Rosemarie Guttmann

Die Stimme des Gewissens     Sprechchor
Maria     Margherita Ehart
Johannes Thomasius     Wolfgang Peter
Doktor Strader     Florian Dubois
Felix Balde     Franz Dietl
Frau Balde     Helga Freihsl
Der Doppelgänger des Johannes Thomasius     Wolfgang Peter
Lucifer     Christine Kowol

Rosemarie Guttmann

Ariman     Peter Ponta
Sechs Bauern und sechs Bäuerinnen     Brigitta Schadeck
Christine Kowol

Rosemarie Guttmann
Elisabeth Wagner
Anna Maria Jonny
Nikolina
Lucia Debruyn
Peter Ponta
Thomas Wünsch
Wolfgang Schaffer

Simon, der Jude vorige Inkarnation des Doktor Strader   Florian Dubois
Thomas, vorige Inkarnation des Johannes Thomasius   Helmut Jahelka

Wolfgang Peter

Ein Mönch vorige Inkarnation Marias   Margherita Ehart
Der Großmeister Oberhaupt eines Zweiges einer mystischen Brüderschaft, tritt in den folgenden Dramen als Hilarius Gottgetreu auf Thomas Wünsch
Erster Präzeptor derselben Brüderschaft, vorige Inkarnation des Professors Capesius Ernst Horvath
Zweiter Präzeptor In der "Pforte der Einweihung" German genannt. In der "Prüfung der Seele" und dem "Hüter der Schwelle" Präzeptor eines Mystenbundes. Peter Ponta
Erster Zeremonienmeister derselben Brüderschaft; in der "Pforte der Einweihung" Theodosius genannt,  in den folgenden Dramen Albert Torquatus Andrea Nutz

Nikolina

Zweiter Zeremonienmeister in der "Pforte der Einweihung" Romanus genannt, in den folgenden Dramen Friedrich Trautmann Wolfgang Schaffer
Der Geist des Benedictus     Willi Grass
Joseph Kühne vorige Inkarnation des Felix Balde   Franz Dietl
Frau Kühne vorige Inkarnation der Frau Balde   Helga Freihsl
Berta deren Tochter, vorige Inkarnation der andren Maria in der "Pforte der Einweihung"   Brigitta Schadeck
Cäcilia genannt Cilli, Kühnes Pflegetochter, vorige Inkarnation der Theodora in der "Pforte der Einweihung"   Christine Kowol

Rosemarie Guttmann

Theodosius Hierophant des Sonnentempels   Andrea Nutz

Nikolina

Romanus Hierophant des Sonnentempels   Wolfgang Schaffer
Eurythmie Gabriele Zwiauer
Lucia Debruyn
Florian Dubois
Regie Wolfgang Peter

Die Ereignisse des sechsten, siebenten, achten und neunten Bildes sind der Inhalt der geistigen Rückschau des Capesius in sein voriges Leben. Dieselbe Rückschau erleben (wie die Darstellung selbst zeigt) zugleich Maria und Johannes Thomasius, nicht aber Strader, dessen vorige Inkarnation nur von Capesius, Maria und Johannes geschaut wird. Die Bilder der Rückschau in das vierzehnte Jahrhundert sind als Ergebnisse der imaginativen Erkenntnis gedacht und stellen sich daher gegenüber der Geschichte als idealisierte Darstellung von Lebensverhältnissen dar, die in der physischen Welt nur durch ihre Wirkungen erkennbar sind. Die Art der Lebenswiederholung (von Vorgängen des vierzehnten Jahrhunderts in der Gegenwart) darf nicht als etwas allgemein gültiges aufgefaßt werden, sondern als etwas, das nur an einem Zeitenwendepunkt geschehen kann. Daher sind auch die Konflikte, wie sie hier dargestellt werden, als Folgen aus einem vorigen Leben nur für einen solchen Zeitabschnitt möglich.

Inhalt

Kurzinhalt

Die Prüfung der Seele (Plakat 2012)

Die Handlung spielt mehrere Jahre nach den Geschehnissen der „Pforte der Einweihung. Am Beispiel des Johannes Thomasius ist Capesius klar geworden, dass der Mensch erkennend in die geistige Welt vordringen kann, doch machtlos fühlt er sich, selbst diesen Weg zu gehen. Maria erkennt durch Benedictus Hilfe, dass sie sich für einige Zeit von Johannes lösen muss, um ihm die eigenständige geistige Weiterentwicklung zu ermöglichen. Für Johannes ist diese Trennung schmerzlich und die folgende Begegnung mit dem Doppelgänger zeigt ihm deutlich seine Schwächen. Strader hat indessen sein fruchtloses Erkenntnisstreben aufgegeben und widmet sich als Vorsteher einer Schraubenfabrik praktischen Lebensaufgaben. Eine wichtige Rolle spielen wieder Philia, Astrid und Luna, die die menschlichen Seelenkräfte mit dem Kosmos verbinden, und die andre Philia, die diese Verbindung zu hemmen sucht, aber gerade dadurch das Element der Liebe in die Welt trägt.

Auf dem Heimweg vom Häuschen der Familie Balde erlebt Capesius eine erschütternde Rückschau in seine vorige Inkarnation, die gleichzeitig auch Maria und Johannes miterleben. Diese Rückblende in die Zeit des Hochmittelalters bildet das Kernstück des zweiten Dramas und offenbart die Schicksalsverflechtungen zwischen den handelnden Personen. Maria wirkte damals als streng kirchentreuer Mönch und nahm Johannes, damals Thomas genannt, ganz gegen den Templerorden ein, für den dieser als Bergwerksmeister arbeitete. In einem der führenden Ordensmeister, der früheren Inkarnation des Capesius, muss Thomas seinen lange vermissten Vater wiedererkennen, der vor vielen Jahren schmählich die Familie verlassen hatte. In Cäcilia, der Theodora des ersten Dramas und jetzigen der Pflegetochter der Kühnes, erkennt er seine lang vermisste Schwester wieder. Der heilkundige, aber von den Dorfbewohnern wenig geliebte, doch mit den Tempelrittern eng verbundene Jude Simon erweist sich als frühere Inkarnation Straders. Der Geist des Benedictus, der einst der verehrte Lehrmeister des Mönches gewesen war, gibt Maria, in ihrer damaligen Inkarnation, schließlich Einblicke in die wahren und edlen Motive der Tempelritter und stößt damit ein Umdenken an.

Capesius kann seine Schuld aus der vorigen Inkarnation nicht verwinden und flüchtet sich in die bewusstseinsdämpfende schmerzlindernde Nähe Luzifers, in dessen Fänge auch Thomasius durch seine Schwäche und unterschwellige Triebhaftigkeit geworfen wird. Und so können am Ende nur Maria und Strader, er allerdings nur unbewusst, den geistigen Sonnentempel der Hierophanten betreten.

Erstes Bild

Capesius und Benedictus

Ein Bibliothek– und Studierzimmer des Capesius. Brauner Grundton. Abendstimmung. (CAPESIUS dann Geistgestalten, die SEELENKRÄFTE sind; hernach BENEDICTUS. Dieses und die folgenden Bilder stellen Ereignisse dar, welche mehrere Jahre nach der Zeit liegen, in welcher „Die Pforte der Einweihung“ spielt.)

Capesius brütet über einem Buch des Benedictus. Dass sein bisheriges Erkenntnisstreben nur ein leeres Sinnen war, das sich selbstgefällig im eigenen Gedankenspinnen verlor, ist ihm mittlerweile schmerzlich bewusst geworden. Am Beispiel des Johannes Thomasius ist ihm aber auch klar geworden, dass die in den Seelentiefen des Menschen wirkenden Geisteskräfte nur darauf warten, bewusst erweckt zu werden und dass es des Lebens größte Sünde wäre, diesen Geistesschatz verfallen zu lassen. Doch machtlos fühlt er sich, diesen Lebensquell des Geistes zu fassen und zugleich quält ihn die Angst, dass sein ganzes bisheriges Leben zusammenstürzen und er selbst zum Nichts sich wandeln müsste, wenn es gelänge. Wieder vertieft er sich in die Worte des Benedictus:

„In deinem Denken leben Weltgedanken,
in deinem Fühlen weben Weltenkräfte,
in deinem Willen wirken Weltenwesen.
Verliere dich in Weltgedanken,
erlebe dich durch Weltenkräfte,
erschaffe dich aus Willenswesen.
Bei Weltenfernen ende nicht
Durch Denkentraumesspiel – – –,
beginne in den Geistesweiten,
und ende in den eignen Seelentiefen: –
du findest Götterziele
erkennend dich in dir.“

Diese Worte haben für ihn in diesem Moment weckende geistige Kraft. In eine Vision versinkend, sieht er sich von den Seelenkräften Luna und Astrid umschwebt, die die Verbindung der menschlichen Seelenkräfte mit dem Kosmos vermitteln, und von der widerstrebenden andren Philia, die ihn im bloßen Erdenbewusstsein zurückhalten will. Auch die Geistesstimme des geistigen Gewissens ertönt. Dass wirkliche geistige Wesen zu ihm sprechen, wird Capesius ahnungsvoll bewusst:

„denn nimmer könnte ich ersinnen,
was ich zu hören meinte – –“

Doch sich selbst fühlt er nun ganz verloren: „Wo ist ….. Capesius?“ Wieder versinkt er brütend in sich selbst, da tritt Benedictus ein. Er erkennt, dass Capesius vor einer schweren Seelenprüfung steht, die ihm aber die erste Pforte zu wirklicher Geistesschau eröffnen kann, wenn er nur sich selbst dabei bewahrt. Den tieferen Sinn von Benedictus Worten kann Capesius noch nicht erfassen, aber:

„Vertrauen doch erzwingt sein Tun;
er hat mich wieder zu mir selbst gebracht.
So mag für diese Stunde
mir ungewiß auch bleiben
das Zauberwesen, daß mich schreckte;
ich will mich frei entgegenstellen
den Dingen, welche er
prophetisch mir vorher verkündet.“

Zweites Bild

Benedictus und Maria
Maria mit Philia, Astrid und Luna

Ein Meditationszimmer in violettem Grundton. Ernste, doch nicht düstere Stimmung. (BENEDICTUS, MARIA, dann Geistgestalten, die SEELENKRÄFTE darstellen.)

Auch Maria drängen schwere Seelenkämpfe. Gedanken steigen in ihr auf, die ihr wie Frevel scheinen:

„Du mußt Johannes von dir trennen;
du darfst ihn halten nicht an deiner Seite,
willst Unheil an seiner Seele du vermeiden.
Er muß allein die Bahnen wandeln,
die ihn zu seinen Zielen führen.“

Doch diese Gedanken sind kein Wahn, kein Frevel, sondern entspringen aus einer geistigen Entwicklungsnotwendigkeit, wie ihr Benedictus eröffnet.

„Zu Johannes’ Heil ward er
Durch lange Zeiten dir vereint;
Doch fordert seiner Seele weitre Bahn,
daß er in Freiheit sich die eignen Ziele suche.
Es spricht der Schicksalswille
Von äußrer Freundschaftstrennung nicht;
Doch fordert er mit aller Strenge
Johannes’ freie Tat im Geistgebiet.“

Und nach einer Pause tiefer Selbstbesinnung wird Maria klar, dass auch ihre weitere geistige Entwicklung daran hängt und dass es doch nur eine verfeinerte Art des Selbstgenusses und der eitlen Überhebung war, was sie als Seligkeit empfand, wenn sie ihre Geisteskräfte in Johannes Seele gießen konnte, dass sie im Freunde nur sich selbst bespiegelte. Diese schwer errungene Erkenntnis ruft die Gestalten der drei Seelenkräfte Philia, Astrid und Luna herbei. Sie sollen ihr das eigene Seelensein nun aus Weltenfernen spiegeln; und dann, so empfindet Maria mit Recht, wird sie sich auch erkennend aus dem engen Lebenskreis der gegenwärtigen Inkarnation lösen können und schauen, was sie sich als Pflichten aus früheren Erdenleben auferlegt hat.

Drittes Bild

Zimmer in rosenrotem Grundton, freundliche Stimmung. (JOHANNES vor einer Staffelei; MARIA, später eintretend, dann Geistgestalten als SEELENKRÄFTE.)

Bedrückt steht Johannes vor dem Bild, an dem er gerade arbeitet. Maria hatte es mit keinem Wort kommentiert und doch liegt ihm an ihrem Urteil unendlich viel. Ohne ihre geistigen Impulse fühlt er seine ganze Schaffenskraft erlahmen. Impulse fühlt er seine ganze Schaffenskraft erlahmen. Grübelnd versucht er sich der Quellen seines künstlerischen Schaffens bewusst zu werden:

Johannes
Maria und Johannes

„Wie kann man webend Geistessein,
das allem Sinnenschein entrückt,
sich nur dem Seheraug’ erschließt,
mit Mitteln offenbaren,
die doch dem Sinnenreich gehören.
So fragt’ ich mich recht oft.
Wenn ich jedoch verbanne Eigenwesen,
und nach der Geisteslehre Sinn
zu schaffenden Weltenmächten
in Seligkeit entrückt mich fühlen darf,
erwacht in mir der Glaube
an solche Kunst, die mystisch wahr
wie unsre Geistesforschung ist.
Ich lernte mit dem Lichte leben
und in der Farbe des Lichtes Tat erkennen,
wie echter Mystik wahre Schüler
im Reich des form– und farbenlosen Lebens
die Geistestaten und das Seelensein erschauen.
Vertrauend solchem Geisteslicht,
erwarb ich mir die Fähigkeit,
zu fühlen mit dem flutenden Lichtesmeere,
zu leben mit den strömenden Farbengluten;
erahnend waltende Geistesmächte
im stoffentrückten Lichtesweben,
im geisterfüllten Farbenwesen.“

Kaum wird Johannes der Freundin gewahr als sie hereintritt und wie erschüttern ihn die Worte, die spricht:

„Bedenk’, Johannes, daß die Eine Seele,
getrennt von andern, als ein Eigenwesen
seit Weltbeginn sich selbst entfalten muß.
Die Liebe soll getrennte Wesen binden,
doch nicht die Eigenheiten töten wollen.
Es ist der Augenblick für uns gekommen,
in welchen wir die Seelen prüfen müssen,
wie sie des Geistespfades weitre Schritte
zu einer jeden Heil zu lenken haben.“

Maria geht ab und Luna, Astrid und die andre Philia erscheinen seinem Seelenblick: Luna mahnt:

Johannes, die andre Philia, Astrid und Luna

„Du kannst dich selbst nicht finden
Im Spiegel einer andern Seele.
Die Kraft des eignen Wesens,
sie muß im Weltengrunde Wurzeln schlagen,
wenn sie aus Geisteshöhn
die Schönheit in Erdentiefen
mit echtem Sinn verpflanzen will.“

Und Astrid setzt hinzu:

„Du sollst auf deinen Weltenwegen
Dich nicht verlieren wollen;
Zu Sonnenfernen dringen Menschen nicht,
die sich des Eigenseins berauben wollen.“

Nur die andre Philia widerstrebt; Johannes solle sich durch die Seelenschwestern nicht in ferne Weltenweiten führen lassen, die ihm die Erdennähe und Erdenliebe rauben werden.

Viertes Bild

Capesius und Strader

Dasselbe Zimmer wie im ersten Bild. (CAPESIUS und STRADER.)

Capesius wird von Doktor Strader besucht und kaum vermag er den alten Freund wiederzuerkennen. Dem spekulativen abstrakten Erkenntnisstreben, das einst so in ihm brannte, hat Strader den Rücken gekehrt. Die Erlebnisse mit der Seherin Theodora im ersten Mysteriendrama haben ihm klar vor Augen geführt, dass bloßes Gedankenspinnen niemals zu den echten Lebensquellen führt. Dem Menschen sind, so meint Strader, Erkenntnisgrenzen gesetzt, vor denen er resignieren müsse. Besser solle er durch fruchtbare Taten mit Erfindergeist in das Erdenleben eingreifen. Und so steht Strader nun einer Werkstatt vor, in der man Schrauben walzt. Eines aber ist Strader klar geworden auch ohne tiefere geistige Erkenntnis, nämlich die Wahrheit von der Wiederkehr des Erdenlebens:

„Und hundertmal wohl fragt’ ich mich:
Was kann Naturerkenntnis lehren,
wie wir sie jetzt schon überschauen können?
– – – Es gibt da kein Entweichen – – –:
Des Erdenlebens Wiederholung,
die kann und darf kein Denken leugnen,
daß nicht mit allem brechen will,
was Forscherfleiß erkannt in langer Zeiten Lauf.“

Capesius selbst hätte sich, wie er sagt, viel Leid erspart, hätte er sich früher zu dieser beseligenden Erkenntnis durchringen können. Für Strader selbst jedoch ist diese unausweichliche Gewissheit – und als solche erscheint sie ihm – nur bedrückend. Er kann nur empfinden

.„.. wie grausam diese folgenschwere Wahrheit ist.
Sie läßt die Lebensfreuden und das Lebensleid
als Folgen unsres eignen Wesens uns erscheinen.
Und dies ist oft recht schwer zu tragen.“

Nach seinem besonderen Schicksalsweg muss Strader wohl so empfinden. Er war nicht jener Leute Kind, die ihn einst zum Mönch bestimmen wollten, sie hatten ihn an Kindes Statt nur angenommen. Seine wahre Herkunft ist ihm unbekannt. So war Strader ein Fremdling schon im Elternhaus und fremd blieb er auch allem, was später ihn umgab. Und wer so unausweichlich zum Weltenfremdling bestimmt sich sieht, der hat, so ist Strader überzeugt, dies Schicksal schon unbewusst gewollt, lang bevor er denkend wollen konnte. Doch der Einblick in diese dumpfe Triebkraft, die sein Schicksal lenkt und hinter der sich sein eigenes wahres Wesen verbirgt, ist ihm verwehrt. Und so scheint ihm nur die resignierende Flucht nach vorn zu bleiben:

„Nimm mich ganz hin, du Lebensräderwerk;
ich will nicht wissen, wie du’s treibst.“

Capesius jedoch ist fest überzeugt, dass Straders Erkenntnisdrang wieder erwachen werde.

Fünftes Bild

Eine Landschaft, in welcher sich das einsame Haus Balde’s befindet. Abendstimmung. (FRAU BALDE, CAPESIUS, dann FELIX BALDE; später JOHANNES und dessen DOPPELGÄNGER, hernach LUCIFER und AHRIMAN.)

Wie schon so oft ist Capesius zu Gast im Haus der Baldes. Deren Leben hat sich mittlerweile stark geändert. Felix Balde horchte auf das, was die Geistesführung in seinem Herzen sprach und hat seine alte Zurückgezogenheit aufgegeben. Jetzt ist er ein oft gesuchter Mann. Viele hören nun gern auf das, was er von den Naturwesen zu erzählen weiß. Und wenn sie auch nicht alles verstehen, was er in bilderreiche Worte fasst, so wirkt doch fruchtbar fort, was er damit in ihre Seelen pflanzt. Capesius gesteht, dass auch ihm noch vieles dunkel bleibt und beinahe ängstlich lauscht er Felix Rede:

„Ihr strebt mit gutem Geist und edlem Herzen,
da müssen auch die Zeiten kommen,
wo ihr der Wahrheit Stimme hört.
Ihr achtet nicht, wie inhaltreich
Der Mensch als Bild der Weltenreiche.
Sein Haupt, es ist des Himmels Spiegelbild,
durch seine Glieder wirken Sphärengeister,
in seiner Brust bewegen Erdenwesen sich;
und allen stehn entgegen, machtvoll ringend,
Dämonen aus dem Mondbereich,
die jener Wesen Ziele kreuzen müssen.
Was als ein Menschenwesen vor uns steht,
was als die Seele wir erleben,
was als der Geist uns leuchtet:
es schwebte vielen Göttern vor seit Ewigkeiten,
und ihre Absicht war,
aus ihren Welten Kräfte zu verbinden,
die im Verein den Menschen bilden.“

Capesius bittet nun Felica um eines ihrer Märchenbilder und so beginnt sie das Märchen vom Quellwunder zu erzählen, das die Worte ihres Mannes in ihr wachgerufen haben:

Es war einmal ein zarter Knabe, der als das einzige Kind armer Förstersleute in Waldeseinsamkeit heranwuchs und ganz dem Geistesweben seiner engen Welt hingegeben war. Oft saß er bei einer nahen Quelle und einmal formte sich ihm der zerstäubende Tropfenstrom im sinnenden Erleben im Mondlicht zu drei Frauengestalten. Die eine ergriff die tausend sprühenden Tröpfchen und reichte sie der zweiten, die füllte das bunte Wassertropfenwesen mit Mondensilberlicht und reichte es dem Knaben. Doch in der folgenden Nacht träumte dem Knaben, dass er des Kelches durch einen wilden Drachen beraubt wurde. Noch dreimal hatte er danach dieses Erlebnis, dann blieben die Frauen aus. Erst als dreimal dreihundertsechzig Wochen verstrichen waren und der Knabe längst als erwachsener Mann in einer fernen Stadt lebte, fühlte er sich plötzlich wieder nach seinem Felsenquell entrückt. Und wieder sah er die Frauengestalten und diesmal sprachen sie zu ihm:

„Es sagte ihm die erste:
Gedenke meiner jeder Zeit,
wenn einsam du dich fühlst im Leben.
Ich lock’ des Menschen Seelenblick
in Ätherfernen und in Sternenweiten.
Und wer mich fühlen will,
dem reiche ich den Lebenshoffnungstrank
aus meinem Wunderbecher. –
Und auch die zweite sprach:
Vergiß mich nicht in Augenblicken,
die deinem Lebensmute drohen.
Ich lenk’ des Menschen Herzenstriebe
in Seelengründe und auf Geisteshöhn.
Und wer die Kräfte sucht bei mir,
dem schmiede ich die Lebensglaubensstärke
mit meinem Wunderhammer. –
Die dritte ließ sich so vernehmen:
Zu mir erheb’ dein Geistesauge,
wenn Lebensrätsel dich bestürmen.
Ich spinne die Gedankenfäden
in Lebenslabyrinthen und in Seelentiefen.
Und wer zu mir Vertrauen hegt,
dem wirke ich die Lebensliebestrahlen
aus meinem Wunderwebestuhl. – – –“

Und in der folgenden Nacht träumte ihm, wie ihn ein wilder Drache umschlich, doch ihm nicht nahen konnte, da ihn die drei Gestalten von nun an beschützten.

Capesius, der fühlt, wie gesundend dieses Bild auf seine Seele wirkt, bedankt sich bei Felicia und macht sich auf den Heimweg durch den Wald.

Indessen erscheint Johannes in tiefes Nachdenken verloren in derselben Waldgegend. Die Worte Marias brennen in seiner Seele. Er kann und will ihrer Mahnung nicht folgen. Da steigt vor seinem Seelenblick das Bild des eigenen Wesens als düsterer Doppelgänger vor ihm auf. Was Johannes als reinste Liebe zu Maria dünkt, tönt ihm aus dessen Mund spöttisch als wüste Erdenlust entgegen. Dann erscheinen Luzifer und Ahriman. Und so spricht Luzifer:

Johannes und sein Doppelgänger

„O Mensch, besiege dich,
O Mensch, erlöse mich.
Du hast mich überwunden
in deinen Seelenhöhen;
Ich bleibe dir verbunden
in deinen Wesenstiefen.“

Und Ahriman setzt fort:

„Du konntest dir erwerben
das Geistersehen;
Ich mußte dir verderben
das Herzensleben;
Du sollst noch oft erleiden
die stärkste Seelenpein,
willst du dich nicht bescheiden
an meine Kräfte halten.
O Mensch, erkühne dich,
o Mensch, erlebe mich.“

Capesius, der nun wieder erscheint, hat hinter einem Gesträuch die Szene zwischen Johannes und dem Doppelgänger wie in einer Vision mitgemacht. Und noch weitere Bilder wurden dadurch in seiner Seele erregt. Von einem edlen Geistesbund träumte ihm, in dessen Mitte er sich sah und zugleich ist ihm gewiss, dass dies in seiner vollen Lebenskraft mehr ist als ein bloßer Traum, er dergleichen aber niemals in diesem Erdenleben erfahren haben.

Das Folgende stellt Bilder von Vorgängen aus dem ersten Drittel des vierzehnten Jahrhunderts dar. Der Fortgang wird zeigen, daß in ihnen die Rückschau von Capesius, Thomasius und Maria in ihr früheres Erdenleben zu sehen ist.

Sechstes Bild

Eine Waldwiese. Im Hintergrunde hohe Felsen, auf denen eine Burg steht. Sommerabendstimmung. (BAUERN, der Jude SIMON; der Bergwerksmeister THOMAS, ein MÖNCH.)

Bauern und Bäuerinnen
Der Jude Simon, frühere Inkarnation von Doktor Strader

Bauern und Bäuerinnen gehen über die Wiese. Die einen schimpfen über den bösen Juden Simon, der aber unter dem Schutz der hohen Herren auf dem Schloss stehe. Andere preisen seine Heilkünste. Wieder andere sehen bei den Rittern des Schlosses nur Teufelskünste walten, die den Lehren der Kirche spotten. Andere sehen von ihnen nur Gutes kommen, das in die Zukunft weist.

Simon ist den Spott der Bauern gewohnt. Er führt ein einsames und ausgegrenztes Leben und fühlt sich darin den Rittern aus der Burg verwandt. Er hadert nicht mit seinem Schicksal, denn dieses hat ihn gelehrt, sich als Naturforscher auf die Kräfte seiner eigenen Seele zu besinnen und die Lehren der Ritter weisen ihn auf die herannahende Zeit, wo der Mensch die Sinneswelt erobern und ihre Kräfte entfalten wird.

Indessen kommt der Bergwerksmeister Thomas, der in dem Dienst der Ritter, aber ihrem Denken ferne steht, aus dem Wald und begegnet dem Mönch, der als strenger Kirchenmann ein erklärter Feind der ketzerischen Ritter ist. Thomas erzählt ihm, dem er so innig vertraut, von seinem Glück und Leid, von seiner geplanten Hochzeit mit der Tochter des Bergaufsehers und von seinem Vater, der die Familie verlassen hatte als er noch ganz klein war und wie er ihn dennoch immer gerne wiederfinden wollte, wenn er auch bitteres Leid über die Familie gebracht hatte. Denn die Mutter war bald aus Gram gestorben und seine damals eben erst geborene Schwester war in die Obhut fremder Leute gekommen und seitdem hatte er jede Spur von ihr verloren. Gestern nun, so fährt Thomas fort, wäre er dienstlich ins Schloss gerufen worden und da hätte sich ganz unvermutet der Ritter, der sein Vorgesetzter ist, schmerzgebeugt als sein Vater zu erkennen gegeben. Alles Leid, das er über die Familie gebracht hat, hätte er ihm da vergeben können – doch dass er ein Gegner des Mönches sei, das habe ihm nun den Vater zum zweiten Mal schmerzlich entrissen. Doch der Mönch versichert ihm: Ich werde niemals dich entfremden wollen den Banden, die das Blut dir auferlegt. Doch was ich deiner Seele geben kann, soll dir in Liebe stets beschieden sein.

Siebentes Bild

Die Tempelritter

Ein Zimmer jener Burg, die im vorigen Bild von außen zu sehen war. Alles geschmückt mit Symbolen einer mystischen Brüderschaft. (Die geistigen RITTER während einer Versammlung, dann der MÖNCH mit einem der Ritter, später die ERSCHEINUNG DES GEISTES BENEDICTUS’, der etwa fünfzig Jahre vorher verstorben. LUCIFER und AHRIMAN. Der GROSSMEISTER mit vier Brüdern an einem langen Versammlungstisch.)

Der Großmeister hat seine treuesten Ordensbrüder zur Versammlung gerufen. Seit das teure Haupt des Ordens als Opfer dunkler Mächte gefallen ist, sind schwere Zeiten für den Orden angebrochen. Viele Bundesburgen und viele treue Brüder sind schon gefallen im Kampf gegen mächtige Feinde und auch diese Burg werde nicht mehr lange widerstehen können. Bittere Zeiten, Leiden, Schmerz und Tod kommen auf die Brüder zu, doch werden ihre Geistesschätze nicht für alle Zeiten verloren sein, wenn sie nur des Bruderbundes Weihespruch beherzigen:

„Es muß sein Sondersein und Leben opfern,
wer Geistesziele schauen will
durch Sinnesoffenbarung;
wer sich erkühnen will,
in seinen Eigenwillen
den Geisteswillen zu ergießen.“

Was jetzt durch den Zwang der Zeiten geopfert werden muss, wird Früchte tragen in einem neuen Erdenleben.

Nachdem alle abgegangen sind, tritt wenig später der 2. Präzeptor mit dem Mönch herein. Dieser fordert das einst wertlos scheinende Grundstück als Kircheneigentum zurück, auf dem die Ritter nun so reiche Bodenschätze schürfen. Doch das kann der Präzeptor nicht zugeben, denn das Land sei rechtmäßig erworben worden. Diese Antwort kann dem Mönch nicht genügen und so wünscht er den Ordensführer selbst zu sprechen.

Benedictus und der Mönch

Während der Mönch den Ordensführer erwartet, schauert ihm vor den mystischen Zeichen, die den Saal schmücken. Er fühlt sich wie von bösen Mächten umgeben – und plötzlich erscheint ihm der Geist des Benedictus, der einst, als er noch auf Erden lebte, sein eigener hochverehrter Meister und damals selbst noch Feind des Ritterordens war. Doch jetzt ruft er seinem Schüler mahnend zu:

„Der Bund ist hohen Zielen zugewandt.
Die Menschen, die sich ihm gewidmet,
empfinden ahnend spätre Erdenzeiten,
und ihre Führer ahnen schon im Vorgesicht
die Früchte, die in Zukunft reifen sollen.
Es werden Wissenschaft und Lebensführung
die Formen und die Ziele wandeln.
Und was der Bund, den du verfolgen hilfst,
in dieser Zeit zu leisten sich getrieben fühlt,
sind Taten, welche dieser Wandlung dienen.“

Benedictus und der Mönch zwischen Luzifer und Ahriman

Und während der Mönch noch nachsinnt, wie er dieser Mahnung folgen kann, erscheinen ihm Ahriman und Luzifer, die ihn an Benedictus Worten irre werden lassen wollen. Verwirren können sie den Mönch, doch weiß er, dass er die Wahrheit finden kann, wenn er Benedictus, seinem geistigen Leitstern, folgen wird.

Achtes Bild

Derselbe Saal wie im vorigen Bilde. (Der erste PRÄZEPTOR, JOSEPH KÜHNE; dann der GROSSMEISTER mit SIMON; später der erste und der zweite ZEREMONIENMEISTER. Joseph Kühne ist zuerst da; der Präzeptor tritt zu ihm.)

Joseph Kühne und der erste Präzeptor

Joseph Kühne und der 1. Präzeptor treten auf. Kühne beginnt von Thomas zu sprechen und von Cilli, der sich Thomas in Liebe zugewendet hat. Zwar betrübt ihn, dass Thomas in seinem Herzen ein Feind des Ordens ist, doch will er der ehelichen Verbindung der beiden nicht länger widerstreben, denn er empfindet, dass auch Cilli Thomas innig liebt. Und nun erst eröffnet er dem 1. Präzeptor, was selbst Cilli noch nicht ahnt, nämlich dass sie nicht Kühnes leibliches Kind sei, sondern eine angenommene Pflegetochter. Noch könne er nicht sagen, wer ihr leiblicher Vater sei; erst Jahre nach dem Tod der leiblichen Mutter seien ihm Papiere zugetragen worden, die darüber Aufschluss geben könnten. Der 1. Präzeptor wird bei diesen Worten immer unsicherer und was er schon bang zu ahnen beginnt, wird ihm durch Kühne bestätigt. Er selbst ist Cillis leiblicher Vater. Schnell sucht er nun Kühne loszuwerden. Schmerzlich ist ihm bewusst, welches Schicksal er seiner Familie aufgeladen hat. Nicht nur ist seine Frau aus Gram gestorben, auch das Glück seiner Kinder wird zerstört, denn Thomas ist sein Sohn und Cilli seine Tochter und eine eheliche Verbindung der beiden darf nicht sein. Sie müssen die Wahrheit erfahren, so schmerzlich sie auch ist. Er geht ab und wenig später tritt der Großmeister mit dem Juden Simon ein.

Simon und der Großmeister

Zu seinem eigenen Schutz müsse Simon fortan im Schloss bleiben, beschwört ihn der Großmeister, und Simon schmerzt aus tiefster Seele, dass dem Orden selbst so viel Feindschaft entgegenschlägt. Doch dieser äußere Kampf sei nur ein Bild des großen inneren Kampfes, den einander widerstrebende Geistesmächte in jedes Menschen Herzen führen, entgegnet ihm der Großmeister. Und wie sehr berührt das Simon, der diesen Kampf nur allzu sehr in seinem eigenen Inneren fühlt, ein Kampf der zwischen hohen Weltenzielen und engen Eigeninteressen unaufhaltsam tobt und die Seele mit Zweifeln und Furcht erfüllen. Doch was Simon schmerzlich so in Worte gießt, lässt den Großmeister zugleich auch Dinge schauen, die Weltenziel und Menschenschicksal segensvoll verbinden.

Nachdem die beiden abgegangen sind, treten die beiden Zeremonienmeister herein. Unverständlich erscheint dem 1. Zeremonienmeister die Milde, mit der der Großmeister auf die Feinde des Ordens blickt. Dem 2. Zeremonienmeister hingegen ist klar, dass viele, die jetzt als Feinde erscheinen, nicht böse Menschen sind, dass sie aus ehrlichem Herzen dem Orden widerstreben müssen, weil sie die zukunftsweisenden Wahrheiten, die hier verkündet werden, jetzt noch nicht erfassen können. Es wäre eitler Wahn, zu glauben, man könne diese Wahrheiten heute schon allen Menschen so verkünden, dass sie ganz davon ergriffen werden. Viel ist schon getan, wenn in ihre Herzen ein kleiner Keim für künftige Erdenleben gelegt wird:

„Ich kann in vielem Haß, der uns verfolgt,
den Samen spätrer Liebe nur entdecken.“

Doch das wird nur geschehen, wenn Einzelne jetzt trotz aller Verfolgung vorbereiten, was den Vielen heute noch versagt bleiben muss.

Neuntes Bild

Die Waldwiese wie im sechsten Bild. (JOSEPH KÜHNE, FRAU KÜHNE, deren Tochter BERTA; dann BAUERN, später der MÖNCH; zuletzt CÄCILIA (genannt Cilli), Kühnes Pflegetochter und THOMAS.)

Berta möchte gerne ein Märchen, wie sie oft der Vater von den Rittern nach Hause bringt, aus dem Munde ihrer Mutter hören und so beginnt Frau Kühne das Märchen von dem Guten und dem Bösen zu erzählen:

Frau Kühne, Berta und Joseph Kühne

Es lebte einmal ein Mann, den quälte die Frage nach dem Ursprung des Bösen. Die Welt stamme von Gott und Gott könne nur gut sein - wie also kämen böse Menschen aus dem Guten? Da sah er auf seinen Wegen einen Baum, der war im Gespräch mit einer Axt, die sprach:

„Was dir zu tun nicht möglich ist, ich kann es tun,
ich kann dich fällen, du mich aber nicht.“

Da sagte zu der eitlen Axt der Baum:

„Vor einem Jahre nahm ein Mann ein Holz,
woraus er deinen Stiel verfertigt hat,
durch eine andre Axt aus meinem Leib.“

Thomas und Cilli

Da ward dem Mann, wenn er es auch nicht in klare Worte fassen konnte, mit einem Schlag die Rätselfrage gelöst, wie Böses aus dem Guten stammen kann. – Bilder solcher Art sind es, durch welche die Ritter erziehend auf die Menschen wirken.

Bald danach erscheinen die Bauern und Bäuerinnen auf der Wiese und aus ihren Gesprächen wird klar, dass auch die hiesige Ordensburg bald belagert würde. Und wieder wogen die Emotionen für und wider die Ritter. Als sie den Mönch tief in Gedanken versunken erblicken, ziehen sie sich zurück. Früher konnten sie ihm leicht in allem folgen, doch heute war ihnen manches Wort seiner Predigt recht unverständlich.

Thomas hat indessen in Cäcilia seine lang vermisste Schwester wiedergefunden und beide sind glücklich, dass es so gekommen ist. Nur ist Thomas bekümmert, dass Cilli sich so innig den Lehren der ungeliebten Ritter verbunden fühlt. Auch Cilli schaudert vor dem Abgrund, der sie dadurch trennt, doch tröstet sie sich mit dem Gedanken, dass Liebe stets sich siegend zeigen muss.

Das Folgende ist die Fortsetzung der Ereignisse, die in den ersten fünf Bildern dargestellt sind.

Zehntes Bild

Capesius erwacht aus seiner Rückschau in das frühere Erdenleben

Dieselbe Landschaft wie im fünften Bilde. (CAPESIUS erwacht aus der Vision welche ihm seine vorige Inkarnation vor die Seele gestellt hat.)

Ganz klar ist es Capesius, dass er soeben einen Blick in sein früheres Erdenleben geworfen hat. Wie ein Alp lastet dieses Bild auf seiner Seele und mahnend hört er die Stimme des Geistgewissens:

„Erfühle, was du geschaut,
erlebe, was du getan.
Du bist dem Sein nun neu entstanden. –
Du hast geträumt dein Leben.
Erwirk’ es dir
Aus edlem Geisteslicht;
Erkenne Daseinswerk
mit Seelenblickeskraft.
Vermagst du dieses nicht,
bist wesemlosen Nichts
in Ewigkeit verbunden.“

Elftes Bild

Dasselbe Meditationszimmer wie im zweiten Bilde. (MARIA, AHRIMAN.)

Wie Capesius hat auch Maria dieselbe Rückschau in ihr früheres Erdendasein erlebt. Ahriman will ihr dies als bloßes Wahngebilde erscheinen lassen, von Benedictus listig eingeflößt. Doch Maria durchschaut ihn als Vater aller Täuschung. Zugleich ist ihr bewusst, dass Ahriman auch oft die Wahrheit sprechen muss und gerade dadurch helfen kann, Schein und Wirklichkeit voneinander zu scheiden. Er bringt den Menschenseelen Freiheitsmacht und seine klar bewussten Gedankenkräfte können auch des Wahrheitssinnes Führer werden.

„Die hohen Schicksalsmächte haben weise
in dir den Widersacher sich bestellt,
du förderst alles, das du hemmen willst.
Du bringst den Menschenseelen Freiheitsmacht,
wenn du in ihre Seelengründe dringst.
Von dir entspringen die Gedankenkräfte,
die Ursprung zwar der Wissens-Truggebilde,
doch auch des Wahrheitsinnes Führer sind.
Es gibt nur Ein Gebiet im Geisterland,
in dem das Schwert geschmiedet werden kann,
vor dessen Anblick du verschwinden mußt.
Es ist das Reich, in dem die Menschenseelen
sich aus Verstandeskräften Wissen bilden,
und dann zur Geistesweisheit umgestalten.
Und kann ich mir in diesem Augenblicke richtig
das Wahrheitswort zum Schwerte schmieden,
so wirst du diesen Ort verlassen müssen.“

Und so gewinnt Maria gerade durch Ahrimans Erscheinen die Sicherheit, dass es Wahrheit war, was sie soeben schauen durfte:

Maria siegt in der Auseinandersetzung mit Ahriman

„So höre du, der Vater ist der Täuschung,
ob ich vor dir die Siegeswahrheit spreche.
Es gibt im Erdenwerden solche Zeiten,
in welchen alte Kräfte langsam sterben
und sterbend schon die neuen wachsen sehn.
In solcher Zeitenwende fanden ich
und meine Freunde uns im Geist vereint,
als sie die frühern Erdenleben suchten.
Es wirkten damals wahre Geistesmenschen,
die sich zur Seelenbrüderschaft verbanden,
und aus der Mystik Reich sich Ziele holten.
In solchen Erdentagen werden Keime
in Menschenseelen sorgsam eingepflanzt,
die lange Zeit zur vollen Reife brauchen.
Die Menschen müssen dann im nächsten Leben
noch Eigenschaften aus dem frühern zeigen.
Es werden viele Männer solcher Zeiten
in einem nächsten Leben wieder Männer,
und viele Frauen werden Frauen wieder.
Es ist dann auch die Zeitenlänge kürzer,
als jene, die sonst zwischen Leben liegt.
Es fehlet dir für solche Zeitenwenden
der sichre Blick. Deshalb vermagst du nicht
ihr Werden irrtumlos zu überschauen.“

– worauf Ahriman mit unwilliger Gebärde und Donnergrollen verschwinden muss.

Zwölftes Bild

Dasselbe Zimmer wie im vorigen Bild. (JOHANNES und LUCIFER.)

Auch Johannes hat die Rückschau in das frühere Erdendasein miterlebt, doch warnend führt ihm Luzifer die Fruchtlosigkeit solchen Erlebens vor die Augen:

„Erkenne an Capesius die Früchte,
die reifen müssen, wenn die Seelen sich
dem Geistgebiet zu früh erschließen wollen.
Er kennt die Worte seines Lebensbuches
und weiß, was ihm obliegt für viele Leben.
Doch Leid, das nicht im Schicksalsplane liegt,
ersteht aus Wissen, dem die Kräfte fehlen,
zu Taten sich im Leben umzubilden.

[…]

Es tötet Kräfte, die im Unbewußten
der Menschenseele sichre Führer sind,
und kann Besonnenheit doch nicht erhöhn.
So lähmt es nur des Leibes starke Macht,
bevor die Seele sie bemeistern kann.“

Was ihm selbst noch fehlt, erkennt Johannes an diesem Beispiel nur zu klar. Nicht sein ganzes Menschenwesen konnte er bislang zum Geisteslicht erheben, ein leichter Seelenschatten war es nur, der schwärmen konnte für die Geistesweiten. Und aus der Begegnung mit dem Doppelgänger wurde ihm nicht minder klar, dass ihn nicht reine Seelenliebe, sondern die Leidenschaft des Blutes zu Maria trieb. Doch fehlt ihm der Geistesmut, über diese Stufe hinaus zu dringen. Zu unreif fühlt sich Johannes, den eingeschlagenen Erkenntnisweg fortzusetzen, blind will er sich fortan dem Weltenwillen ergeben. Dass er damit in Luzifers Fahrwasser gerät, bleibt Johannes nicht verborgen, denn Luzifer selbst bekennt:

„In diesem Weltenwillen wirke ich,
wenn er durch Menschenseelen kraftvoll strömt.“

Doch das nimmt Johannes hin:

„Ich muß dich fühlen, muß dich wollend leben;
Dann kann ich künftig dich auch überwinden,
wenn so mein Schicksalsplan es fügen will.
Das Geisteswissen, das ich früh erlangt,
es ruhe mir fortan im Seelengrunde,
bis meine Lebenstriebe selbst es wecken.
Vertrauensvoll ergeb’ ich mich dem Willen,
der weiser als die Menschenseele ist.“

Dreizehntes Bild

Sonnentempel

Der Sonnentempel; die verborgene Mysterienstätte der Hierophanten. (AHRIMAN, LUCIFER; die drei SEELENGESTALTEN, STRADER; BENEDICTUS, THEODOSIUS, ROMANUS; MARIA.)

Zuerst erscheinen Luzifer und Ahriman. Luzifer fühlt sich als Sieger, da er Johannes Seelenblick gerade noch im rechten Augenblick zu blenden vermochte. Doch fehlt zum vollkommenen Sieg der beiden Widersacher die Seele Straders, die Ahriman nicht zu gewinnen vermochte.

Als Strader mit den drei Seelenschwestern naht, die ihm ihre Kräfte zuströmen, muss sich Ahriman zurückziehen. Nur Luzifer kann bleiben, da ihm Johannes die Pforte in diese Welt geöffnet hat, die er sonst nicht betreten kann.

Dann tritt Benedictus mit seinen Gefährten Theodosius und Romanus ein. Im Tempel soll Strader die Kräfte finden, die ihn durch Gedankenlabyrinthe zu den wahren Lebensquellen führen. Capesius wird erst künftig den Tempel betreten können. Zwar konnte er in sein früheres Erdenleben zurückschauen, doch fehlt ihm noch die Kraft, die Pflichten zu erfüllen, die er durch Selbsterkenntnis fühlen kann. Lernen muss er erst die Schmerzen zu ertragen, die wahre Selbsterkenntnis mit sich bringt.

Auch Johannes soll den Tempel bald wieder betreten können, doch müssen seine guten Kräfte zuvor am Gegensatz der Widersacher reifen. Bis dahin muss sein Geistesschatz behütet werden, da er in Finsternis zu tauchen droht. Und dann, während Maria hereintritt, wendet sich Benedictus an Luzifer:

„Es kann in dieser Zeit des Tempels Macht
Johannes’ Seele dir noch nicht entreißen,
doch wird sie künftig wieder unser sein,
wenn unsrer Schwester Früchte reifen werden,
die wir als Blüten schon erkennen können.“

Zum Heil der Entwicklung musste Benedictus Marias und Johannes Seelen zeitweilig voneinander trennen und das gab Luzifer die Kraft, an Johannes heranzutreten, denn überall wo Seelensondersein entsteht, ist seinem Wirken Raum gegeben. Doch ist das Seelenband zwischen Johannes und Maria, geschmiedet schon in früheren Erdenläufen, viel zu stark, um Luzifer dauerhaften Sieg zu gewähren. Zudem ist der freie Opferwille Marias erwacht. Sie weiß, was sie Johannes und Capesius schuldet, indem sie Vater und Sohn im früheren Erdenleben entzweite. Doch

„Es gibt im Menschenwesen Liebequellen,
zu denen deine Macht nicht dringen kann.
Sie öffnen sich, wenn alte Lebensfehler,
die unbewußt der Mensch auf sich geladen,
in spätern Erdenleben mit dem Geist
geschaut und durch den freien Opferwillen
in Lebenstaten umgewandelt werden,
die wahrem Menschenheile Früchte bringen.“

Und Benedictus setzt hinzu:

„Es möge dieses Licht in deinem Selbst
die Kräfte heilerschaffend weiter wirken,
die deine Lebensfäden einst den andern
zum Lebensknoten fest verbunden haben.“

Der Orden der Tempelritter

Tatzenkreuz des Templerordens
Burg Lockenhaus (Vorderansicht)
Der gotische Rittersaal der Burg Lockenhaus.
Burg Bernstein von Osten gesehen

In der Rückschau ins Hochmittelalter nimmt der Orden der Tempelritter eine zentrale Stelle ein. Aus ihm rekrutieren sich in der gegenwärtigen Inkarnation die Mitglieder des Rosenkreuzer-Bundes, der im «Hüter der Schwelle» geschildert wird.

Die Tempelritter haben den Pfad der Christlichen Einweihung beschritten, allerdings in einer mehr unbewussten, unsystematischen Weise, indem sie sich mit ungeheurer Gemütstiefe in die Schilderungen des Mysteriums von Golgatha versenkt haben, wie sie namentlich im zweiten Teil des Johannes-Evangeliums gegeben werden.

„Und bei einzelnen Templern bildete sich in einem höchsten Grade aus dieses ganze Erfülltsein der Seele mit dem Empfinden von dem Mysterium von Golgatha, mit dem Empfinden von all dem, was mit dem christlichen Impulse zusammenhängt. Stark und intensiv wurde die Kraft dieses Verbundenseins mit dem Christus in den Templern. Das war ein richtiger Templer, der gewissermaßen nichts mehr von sich wußte, sondern, wenn er empfand, den Christus in sich empfinden ließ, wenn er dachte, den Christus in sich denken ließ, wenn er begeistert war, den Christus in sich begeistert sein ließ. Waren es vielleicht wenige, aber gegenüber der gesamten Masse des Tempelrittertums war es immerhin eine stattliche Anzahl von Männern, in denen dieses Ideal eine völlige Umwandelung, eine ganze Metamorphose des Seelenlebens bewirkt hat, die Seele wirklich oft und oft herausgebracht hat aus dem Leibe, sie leben hat lassen in der geistigen Welt.

Dadurch war etwas ganz Merkwürdiges im Kreise der Templer vor sich gegangen; etwas ganz großartig Gewaltiges war dadurch im Kreise der Templer vor sich gegangen, ohne daß diese Templer gekannt hätten die Regeln der christlichen Initiation durch etwas anderes als durch den Opferdienst. Zuerst in den Kreuzzügen, dann in dem geistigen Wirken in Europa, wurde ihre Seele von der intensiven Hingabe an die christlichen Impulse und an das Mysterium von Golgatha so inspiriert, daß das Resultat war das Erleben der christlichen Einweihung bei vielen Templern, bei einer stattlichen Anzahl der Templer. Und wir haben das welthistorische Ereignis vor uns, daß auf weltgeschichtlichem Untergrunde einer Reihe von Männern aus den Untergründen, aus dem Schoße des menschlichen Werdens heraus die christliche Einweihung erwächst, das heißt, das Schauen derjenigen geistigen Welten, die dem Menschen zugänglich werden sollen durch die christliche Einweihung.“ (Lit.:GA 171, S. 123f)

Zeit und Ort

der Handlung dürfen wir uns ähnlich denken, wie in dem Roman «Die Kinder der Liebe» von Karl Ivelin beschrieben, den Rudolf Steiner als literarische Anregung für die Rückschau in das Spätmittelalter verwendet hat:

„In der Zeit, in welcher sich die Ereignisse zutrugen, von welchen unsere Erzählung handelt, im Anfange des 14. Jahrhunderts, war die Gegend um Bernstein, Schlaining bis nach Güns und nördlich bis zu den Alpen, weit und dicht von undurchdringlichen Urwäldern überwachsen, aus denen graue Höhen und die stolzen Warttürme der umliegenden Burgen wie die unheimlich lauernden Wächter eines erbarmungslosen Zwingherrn hervorragten; nur in den grünen, grasreichen Tälern bemerkte man im Werden begriffene Ansiedlungen, deren roh gezimmerte Hütten von bebautem Land umrahmt waren.

Wenn man die traurigen Gestalten der Einwohner in den entferntesten Tälern so ängstlich und furchtsam um ihre Hütten herumschleichen sah, schien es, als ob der starre Druck schmählicher Unterjochung und Verheerung, mit welchem das Land durch die Tartaren unter Bela IV heimgesucht worden war, noch immer mit seinen tieferschütternden Nachwehen auf ihnen eisig und lastend ruhe und sie von jeder freien, regsamen Bewegung ausschließen wolle. Dagegen war unterhalb Lockenhaus und im Tale bei Banya, damals Szlavabanya genannt, reges Leben.

Dumpfe, eherne Schläge wuchtiger Hämmer und mächtige Rauchsäulen bekundeten bei Lockenhaus das Dasein großer Eisenwerke, wie das gewaltige ferne Getöse bei Banya auf zahlreiche Pochwerke und demnach auf großartigen Bergwerksbetrieb schließen ließ.

Hier und dort waren es Deutsche, deren Väter aus Bayern und dem Erzgebirge von König Bela IV, dem zweiten Gründer Ungarns, ins Land gerufen worden waren unter der Verheißung großer Rechte und kräftiger Unterstützung. Hier zu Lockenhaus unter dem Schutze der Templer, dort zu Banya unter der Führung mächtiger Gewerken entwickelten sie ihre Tätigkeit, bevölkerten die Gegend und förderten den Wohlstand durch Betreibung der Industrie des Bergbaus.“ (Lit.: Ivelin, S. 11)

Lockenhaus und Bernstein

Für die Gestaltung der Templerburg hat Rudolf Steiner nach den Erinnerungen Oskar Schmiedels sehr konkrete Angaben gemacht. Sie wäre im Burgenland gelegen und soll äußerlich der Burg Bernstein gleichen und der Templersaal, in dem sich die Ordensbrüder versammeln, dem der Burg Lockenhaus.

„Von der mittelalterlichen Szene in der Prüfung der Seele sagte Dr. Steiner, dass die Burg in den östlichen Zentralalpen gelegen war, sie habe wirklich existiert, und wurde möglichst getreu nachgebildet (die Burg hatte im Äußeren und Inneren eine mehr gotische Form). Soweit ich mich erinnere, war die Waldwiese mit einer Mauer abgeschlossen, die anscheinend das Besitztum der Ritter abgrenzte. Im Übrigen traten die Bauern gleichzeitig, wie dies bei einem Kirchgang ja üblich ist, auf.“ (Lit.: Hammacher 2010, S 523)

„Die Burgen Bernstein und Lockenhaus sind auch insofern interessant, als sie anscheinend Vorbilder waren für die mittelalterliche Burg in Rudolf Steiners zweitem Mysteriendrama «Die Prüfung der Seele». Dr. Steiner hatte angegeben, dass diese Burg auf der Bühne möglichst treu nach einer vorhandenen Templerburg gebracht werden solle. Nun war tatsächlich bei der Münchener Aufführung 1911 das Äußere der Burg im Bühnenbild ähnlich der Burg Bernstein, der Saal jedoch dem Templersaal in Burg Lockenhaus.“ (Lit.: ebenda)

Gilgamesch und der «Herzberg»

Hier im Burgenland, am Westrand der pannonischen Tiefebene, wenige Kilometer nördlich von Bernstein bei Redlschlag in den Ausläufern der Buckligen Welt liegt auch der von Rudolf Steiner erwähnte «Herzberg», auf dem die Mysterienstätte gelegen haben soll, in der im dritten vorchristlichen Jahrtausend Gilgamesch seine Einweihung empfangen hat. Den Namen «Herzberg» dürfte Steiner aus dem erwähnten Roman von Karl Ivelin übernommen haben.

„Wenn man die von Wiener-Neustadt über Kirchschlag nach Ungarn führende Straße in Kirchschlag verläßt, um über Bernstein auf einem kürzeren, wenn auch steileren, aber ob der anziehenden Gegend lohnenderen Gebirgsweg ins Bad Tatzmannsdorf zu gelangen, erreicht man in einer Wegstunde oberhalb des Gebirgsdorfes Redlschlag eine der höchsten Gebirgsspitzen des Eisenburger Komitats, den sogenannten ,,Herzberg" oder die „Redlschlager Höhe“, wo die Blicke unwillkürlich gefesselt werden durch das Landschaftsbild, das der westliche Teil des Eisenburger Komitats hier bietet, das Land der Hienzen genannt, das durch seine Großartigkeit zu den schönsten Gebirgslandschaften zählt.

Nach allen Seiten ist die Aussicht gegen Österreich, Steiermark, Krain, Kroatien und das tiefe Ungarn unbeschränkt, und der Genuß, den der Anblick dieser wildromantischen Umgebung gegen Norden, der anmutigen Gefilde mit sanftgedehnten Hügelketten gegen Süden gewährt, entschädigt für die Mühe, die das Ersteigen dieses Gebirgsweges gekostet hat.“ (Lit.: Ivelin, S. 7)

Der Name «Herzberg» ist zwar in der Gegend unbekannt und auch auf alten Karten nicht verzeichnet, konnte aber mittlerweile mit dem „Steinstückl“ identifiziert werden.

„Er traf in einer Gegend, die etwa in demselben Gebiete liegt, von dem in der neueren Zeit viel die Rede war, das aber in bezug auf seine sozialen Zustände natürlich sich sehr geändert hat, er traf in dem Gebiete des sogenannten Burgenlandes, über das gestritten worden ist, ob es zu Zisleithanien oder zu Ungarn gehören sollte, in einem Gebiet also des Burgenlandes, ein altes Mysterium. Der Oberpriester dieses Mysteriums wird im Gilgamesch-Epos Xisuthros genannt. Er traf ein altes Mysterium, das eine echte Mysterien-Nachform der alten atlantischen Mysterien war, natürlich in einer Metamorphose, wie das in einer so späten Zeit der Fall sein konnte.

Und in der Tat, in dieser Mysterienstätte wußte man die Erkenntnisfähigkeit des Gilgamesch zu beurteilen, zu würdigen. Man wollte ihm entgegenkommen. Es wurde ihm eine Prüfung auferlegt, die dazumal vielen Schülern der Mysterien auferlegt worden ist. Die Prüfung bestand darin, gewisse Exerzitien zu machen bei vollem Wachsein durch sieben Tage und sieben Nächte. Das ging für ihn nicht. Und so unterwarf er sich denn nur dem Surrogat einer solchen Prüfung. Und dieses Surrogat bestand darin, daß ihm gewisse Substanzen zubereitet wurden, die er in sich aufnahm und durch die er in der Tat eine gewisse Erleuchtung bekam, wenn auch, wie es auf diesem Felde immer der Fall ist, wenn nicht gewisse Ausnahmebedingungen garantiert sind, diese in gewissem Sinne zweifelhaft waren. Aber eine gewisse Erleuchtung war nun bei Gilgamesch vorhanden, eine gewisse Einsicht in die Weltenzusammenhänge, in das geistige Gefüge der Welt. So daß, als Gilgamesch diese Wanderung vollendet hatte und wiederum zurückkehrte, in ihm in der Tat eine hohe geistige Einsicht vorhanden war.“ (Lit.:GA 233, S. 52f)

Die Geschichte des Templerordens

Der Templerorden, genauer die Arme Ritterschaft Christi und des salomonischen Tempels zu Jerusalem (lat. Pauperes commilitones Christi templique Salomonici Hierosalemitanis), war die erste Ordensgemeinschaft, die die Ideale des Mönchtums und des vom Adel getragenen Rittertums vereinigte und wurde um 1119 in der Folge des Ersten Kreuzzugs gegründet. Der Name leitet sich davon ab, dass König Balduin II. dem Orden einen Flügel seines auf den Ruinen des Salomonischen Tempels errichteten Palastes als Quartier überlassen hatte. Die Ordensritter werden als Templer, Tempelritter oder Tempelherren bezeichnet. Die Ordensregeln gründeten auf denen des Benedikt von Nursia und wurden von ursprünglich 72 bis 1260 auf 686 erweitert und schon bald ins Französische übertragen, da nur wenige Tempelritter des Lateinischen mächtig waren. Während der folgenden Kreuzzüge bildeten die Tempelritter eine direkt dem Papst unterstellte militärische Eliteeinheit. Neben ihren unmittelbaren militärischen Aufgaben sorgten sie auch für den Schutz der Pilger und entfalteten darüber hinaus vielfältige wirtschaftliche und organisatorische Aktivitäten. Sie vergaben Geldanleihen, die auch von Muslimen in Anspruch genommen wurden, und erfanden eine Art von Kreditbrief als frühen Vorläufer des Reiseschecks verbunden mit einer sehr fortschrittlichen Form der Buchführung, wobei sie ihre umfangreichen praktischen Tätigkeiten stets in engem Einklang mit ihrer spirituellen Gesinnung auszuüben suchten.

Ihr hingebungsvolles Streben führte viele Templer ohne geregelte Schulung bis hin zur christlichen Einweihung. Sie mussten dabei aber auch all die Anfechtungen durch die Widersachermächte erleben, die jede geistige Entwicklung notwendig begleiten. Das starke geistige Streben der Templer brachte zugleich auch eine gewisse Gefahr, einseitig der lichtvollen luziferischen Versuchung zu verfallen; das rief notwendig ahrimanische Gegenkräfte auf den Plan.

Dieser „Orden, der es tatsächlich fertiggebracht hatte, die ganze Wirtschaft selbstlos zu verwalten, so daß kein Mensch mehr durch den anderen ausgenutzt wurde“ (Lit.: G. Klockenbring, S. 33), war aufgrund seines selbstlosen Reichtums, den „Haß-Inspirationen“ und der Geldgier des damaligen französischen Königs Philipps des Schönen, der zuvor erfolglos versucht hatte, in den Templerorden aufgenommen zu werden, massiv ausgesetzt, nachdem jener im Zusammenwirken mit Papst Clemens V., begonnen hatte, gegen den Orden vorzugehen.

Clemens V. hielt sich abwechselnd in Bordeaux, Poitiers und Toulouse auf. Im März 1309 bestimmte er schließlich auf Drängen des Königs Avignon zum neuen Sitz der Päpste, womit das so genannte babylonische Exil der Kirche begann, das erst 1377 Papst Gregor XI. beendete.

Am 14. September 1307, dem symbolträchtigen Fest der Kreuzerhöhung, ließ Philipp IV. die Haftbefehle für die Tempelritter ausfertigen und an alle zuständigen Stellen versenden mit der Auflage, die versiegelten Briefe genau zur gleichen Zeit am Freitag, den 13. Oktober 1307 zu öffnen und laut den enthaltenen Befehlen zu verfahren. Auf einen Schlag konnten so die meisten Templer verhaftet werden, nur wenigen gelang die Flucht. Geständnisse wurden, wenn nötig, durch grausame Folter erzwungen und umgehend der erste Verfahrensgang des Templerprozesses eingeleitet. Von den 138 im Temple von Paris festgenommenen Templern gestanden alle außer fünf die ihnen vorgeworfenen Vergehen. Ab 19. Oktober 1307 wurde die Inquisition hinzugezogen und am 24. Oktober fand das erste Verhör des Großmeisters Jacques de Molay durch den dominikanischen Inquisitor Guillaume Imbert statt.

Die Tempelritter wurden der Ketzerei angeklagt; bei seltsamen Ritualen würden sie das Kreuz bespucken, Christus verleugnen und statt dessen den Götzen Baphomet anbeten und Sodomie im Sinne homosexueller Handlungen begehen. Durch den geschickten Einsatz der Folter und der dadurch erzwungenen Bewusstseinstrübung konnte Philipp sehr leicht derartige Visionen aus den Gefangenen herauspressen lassen.

„Möglichst viele Leute zu foltern, das gehörte mit in die Intentionen Philipps des Schönen. Und die Folterung wurde in der grausamsten Weise vollzogen, so daß eine große Zahl, ja die größte Zahl der gefolterten Tempelritter bis zur Bewußtlosigkeit gefoltert wurden. Das wußte Philipp IV. der Schöne, was da herauskommt, wenn das Bewußtsein getrübt wurde, wenn diese Leute auf der Folter liegen unter den entsetzlichsten Qualen; er wußte: da kommen die Bilder der Anfechtungen heraus!“ (Lit.:GA 171, S. 126)

„Bafomet, das ist ein Wesen der ahrimanischen Welt, welches den Leuten erschien, wenn sie gefoltert wurden. Das ist raffiniert gemacht worden. Dann haben sie eine Menge von Visionärem mitgenommen, als sie ins Bewusstsein zurückgekommen sind.“ (Lit.:GA 300a, S. 130)

Zwar protestierte Papst Clemens V. am 27. Oktober 1307 offiziell gegen die Verhaftung der Templer, die angewandte Folter und die Einziehung der Güter, doch davon ließ sich Philipp IV. nicht beeindrucken. Schon am nächsten Tag, den 28. Oktober 1307, ließ er den Großmeister Jacques de Molay und einige seiner Mitbrüder vor einer Versammlung von Prälaten und Doktoren der Universität auftreten, wo der Großmeister sämtliche dem Orden vorgeworfenen Vergehen eingestand und sogar ein Schreiben besiegelte, in dem er alle Templer zum Geständnis aufforderte. Seine wahren Beweggründe dafür blieben unbekannt; jedenfalls wurde in der Folge für die geständigen Ritter das Todesurteil ausgesetzt und in lebenslange Haft umgewandelt. Nach wochenlangen zähen Verhandlungen mit Philipp unterzeichnete Clemens V. am 22. November die Bulle Pastoralis Praeeminentiae, die die Verhaftung der Templer in allen Ländern und deren Überstellung an die Kirche anordnete.

Mit seinen engsten Gefolgsleuten wurde der Großmeister Jacques de Molay in der Burg Chinon eingekerkert und im August 1308 neuerlich von Kardinälen des Papstes befragt. Das lange verschollene und erst 2001 im Geheimarchiv des Vatikan zufällig wiedergefundene und mit 17. August 1308 datierte sogenannte Chinon-Dokument belegt, dass der Papst daraufhin die Buße der Tempelritter akzeptierte, sie von jeder Schuld freisprach und ihnen die Absolution erteilte. Am 25. Oktober 2007 wurde dieses Dokument zusammen mit einer Reproduktion der Prozessakten in dem Buch „Processus contra Templarios“ in einer Auflage von 799 Stück veröffentlicht. Das 800. Exemplar wurde Papst Benedikt XVI. feierlich überreicht.

Dennoch gab Papst Clemens V. schließlich dem Druck des französischen Königs nach. Auf dem Generalkonzil von Vienne wurde mit der päpstlichen Bulle Vox in excelso am 22. März 1312 der Templerorden aufgehoben, um dem goldgierigen und damals finanziell klammen französischen Regenten die enormen Reichtümer des Ordens zuzuschanzen.

Im Dezember 1312 wurde das weitere Verfahren gegen den Großmeister und seine Getreuen einer Kardinalskommission übertragen. Am 18.März 1314 wurde das Urteil, das auf lebenslänglichen Kerker lautete, verkündet. Jacques de Molay und sein letzter noch lebender Gefolgsmann Geoffroy de Charnay widerriefen daraufhin öffentlich all ihre früher gemachten Geständnisse und beharrten auf der Unschuld ihres Ordens. Noch am Abend desselben Tages wurden sie auf Befehl Philipps IV. auf der Westspitze der Île de la Cité nahe der Pont Neuf öffentlich auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Geoffroy de Paris, ein damaliger Augenzeuge und Chronist, schildert das düstere Geschehen, wie folgt:

(Lit.: Als der Großmeister die züngelnden Flammen sah, entkleidete er sich ohne zu zögern. Ich sage das, weil ich es mit eigenen Augen gesehen habe. Dann machte er sich, völlig nackt, mit feierlichem Schritt auf den Weg, das Gesicht durchgeistigt, ohne zu zittern, obwohl man an ihm zerrte und zog, ihn sogar auf das Gröbste misshandelte. Er wurde gepackt, von Kopf bis Fuß wie ein Paket verschnürt und an den Pfahl gebunden. Eben wollte man ihm die Hände mit einem Strick zusammenbinden, als er zum Henker sagte: «Lasst mich ein wenig die Hände falten, denn jetzt ist der Augenblick gekommen, dies zu tun. Ich stehe vor dem Tod. Gott weiß, dass ich unschuldig bin. Bald, in einem knappen Jahr, wird jene, die uns zu Unrecht verurteilt haben, ein großes Unglück treffen. Ich sterbe in dieser Überzeugung.» Und als sie ihm schließlich die Hände gebunden hatten, sagte er: «Meine Herren, ich bitte euch, dreht mein Gesicht Notre-Dame zu.»

Einen Monat später, am 20. April starb Clemens V. plötzlich in der Provence, im Alter von kaum fünfzig Jahren. Am 29. November desselben Jahres erlitt Philipp der Schöne in Fontainebleau einen tödlichen Jagdunfall. Nur 46 Jahre zählte der König, als er durch seinen Sturz vom Pferd bei der Wildschweinhatz das Leben verlor.)

Durch das Leben der Templer und die grausame Art ihres Untergangs wurden zwei geistige Strömungen der Menschheitsentwicklung einverwoben, die für unser gegenwärtiges Bewusstseinsseelenzeitalter von nachhaltiger Bedeutung sind:

„Was in die ätherische Welt einfloß von den geistigen Impulsen der Templer, das lebte ätherisch weiter; und durch dieses Weiterleben im Ätherischen wurde manche Seele dazu bereitet, aufzunehmen die Inspirationen, die ich beschrieben habe, die aus den geistigen Welten von den Templerseelen selber kommen. Das ist der konkrete Vorgang, der sich abgespielt hat in der neueren Zeit.

In dasjenige, was aus den Templerseelen floß, ist aber immer mehr und mehr, und zwar gerade in der Breite des Lebens, eingeströmt dasjenige, was aus mephistophelisch-ahrimanischen Impulsen fließt, was durchtränkt ist von dem mephistophelisch-ahrimanischen Elemente, was inauguriert wurde auf den Folterbänken der Templer dadurch, daß sie unter der Folter Unwahres über sich selber aussagen mußten. Dies nicht allein, aber dies mit als einer der Gründe, der geistigen Gründe zum modernen Materialismus, dies gehört zu dem, was man verstehen muß, wenn man innerlich den Sinn der modernen materialistischen Entwickelung verstehen will.“ (Lit.:GA 171, S. 208f)

Der Untergang des Templerordens ist nach Rudolf Steiner eine Wirkung des Sonnendämons Sorat, zu einer Zeit, in der sich zum zweiten Mal die Zahl des Tieres 666 erfüllt hat:

„Aber, meine lieben Freunde, die Zahl 666 ist einmal da in jener Zeit, in welcher der Arabismus hineinschießt in das Christentum, um der abendländischen Kultur das Siegel des Materialismus aufzudrücken, sie ist ein zweites Mal da, nachdem wieder 666 Jahre verlaufen sind: 1332, im 14. Jahrhundert (Tafel 6). Und da haben wir ein neues Erheben des Tieres aus den Fluten des Weltgeschehens heraus. Es erscheint demjenigen, der so schaut wie der Apokalyptiker, das Weltgeschehen wie ein fortwährendes Fluten einer Epoche von 666. Das Tier erhebt sich, bedrohend das Christentum mit seinem Suchen nach dem wahren Menschentum, geltend machend gegen das Menschentum das Tiertum; es regt sich Sorat. Im 14. Jahrhundert sehen wir wieder sich erheben den Sorat, den Widersacher.

Es ist die Zeit, in welcher aus tiefen Seelenuntergründen heraus, viel mehr als aus dem Orientalismus heraus, der Tempelherren-Orden in Europa stiften wollte eine Sonnenansicht des Christentums, eine Ansicht vom Christentum, die wiederum hinaufschaute zu dem Christus als einem Sonnenwesen, als einem kosmischen Wesen, die wiederum etwas wußte von den Geistigkeiten der Planeten und der Sterne, die wußte, wie im Weltengeschehen zusammenwirken die Intelligenzen weit auseinanderliegender Welten, nicht bloß die Wesenheiten eines Planeten, und die auch etwas wußte von den mächtigen Oppositionen, die stattfinden durch solche widerspenstigen Wesenheiten wie den Sonnendämon Sorat, der einer der mächtigsten Dämonen innerhalb unseres Systems ist. Im Grunde ist es Sonnendämonie, welche im Materialismus der Menschen wirkt.“ (Lit.:GA 346, S. 119f)

Chronik

2012
Steiner : Die Prüfung der Seele, Samstag, 25. Februar 2012, 16:00h, Donji Kraljevec, Kroatien
Steiner : Die Prüfung der Seele, Samstag, 03. März 2012, 16:00h, Friedrich Eymann Waldorfschule, Feldmühlgasse 26, 1130 Wien
Steiner : Die Prüfung der Seele, Samstag, 14. April 2012, 16:00h, Tilgnerstraße 3, 1040 Wien (Eurythmiesaal)
Steiner : Die Prüfung der Seele, Samstag, 12. Mai 2012, 16:00h, Rudolf Steiner-Bau, Friedrich-Inhauser-Straße 27, 5026 Salzburg
Steiner : Die Prüfung der Seele, Samstag, 02. Juni 2012, 16:00h, Arbeitskreis für Anthroposophisches Geistesstreben, Liechtensteinstraße 43, 1090 Wien
Steiner : Die Prüfung der Seele, Samstag, 16. Juni 2012, 16:00h, Freie Waldorfschule Linz, Baumbachstraße 11, 4020 Linz
Steiner : Die Prüfung der Seele, Samstag, 22. September 2012, 16:00h, Sport und Mehrzweckhaus Sankt Magdalen, Sankt Magdalener Straße 90, 9524 Villach
Steiner : Die Prüfung der Seele, Samstag, 06. Oktober 2012, 16:00h, Freie Waldorfschule Graz, Sankt-Peter-Hauptstraße 182, 8042 Graz
Steiner : Die Prüfung der Seele, Samstag, 20. Oktober 2012, 16:00h, Rudolf Steiner Schule Mauer, Endresstraße 100, 1230 Wien
Steiner : Die Prüfung der Seele, Samstag, 10. November 2012, 16:00h, Freie Waldorfschule Innsbruck, Jahnstraße 5, 6020 Innsbruck
2013
Steiner : Die Prüfung der Seele, Sonntag, 20. Oktober 2013, 16:00h, Rudolf Steiner Landschule Schönau, Kirchengasse 22, A-2525 Schönau a.d. Triesting
Steiner : Die Prüfung der Seele, Samstag, 26. Oktober 2013, 16:00h, Malá scéna STU, Dostojevského rad 7, 81107 Staré Mesto (Bratislava)
2016
Steiner : Die Prüfung der Seele, Sonntag, 24. April 2016, 16:00h, Friedrich Eymann Waldorfschule, Feldmühlgass 26, 1130 Wien
Steiner : Die Prüfung der Seele, Samstag, 30. April 2016, 16:00h, Rudolf Steiner Haus Hamburg, Mittelweg 11-12, 20148 Hamburg
2017
Steiner : Die Prüfung der Seele, Samstag, 23. September 2017, 16:00h, Friedrich Eymann Waldorfschule, Feldmühlgasse 26, 1130 Wien
Steiner : Die Prüfung der Seele, Samstag, 07. Oktober 2017, 16:00h, Sophianum, Hattyú utca 14, Budapest 1015
2019
Steiner : Die Prüfung der Seele, Sonntag, 17. März 2019, 16:00h, Friedrich Eymann Waldorfschule, Feldmühlgasse 26, 1130 Wien
Steiner : Die Prüfung der Seele, Samstag, 23. März 2019, 16:00h, Kékvölgy Waldorf Iskola, Pilisszentlászló, 2009 Ungarn
2022
Steiner : Die Prüfung der Seele, Samstag, 25. Juni 2022, 15:00h, Grünes Goetheanum, Weilrod-Riedelbach, Deutschland
Steiner : Die Prüfung der Seele, Samstag, 15. Oktober 2022, 15:00h, Friedrich Eymann Waldorfschule, Feldmühlgasse 26, 1130 Wien
2023
Steiner : Die Prüfung der Seele, Samstag, 04. März 2023, 15:00h, Rudolf Steiner-Bau, Friedrich-Inhauser-Straße 27, 5026 Salzburg
Steiner : Die Prüfung der Seele, Samstag, 10. Juni 2023, 16:00h, Haus Freudenberg, Prinz-Karl-Straße 16, 82319 Starnberg, Deutschland
22 Vorstellungen insgesamt
< Die Pforte der Einweihung    Der Hüter der Schwelle >